Weihnachten

Wie grün ist mein Weihnachtsbaum?

Alle Jahre wieder fragen wir uns, wie wir unser Weihnachten nachhaltiger gestalten können. 2020 hat uns ja genug Zeit zum Nachdenken gegeben und hier ist er: Unser Beitrag zum Thema nachhaltige Weihnachtsbäume. 

von Olivia Reindorf

Die Tradition des Weihnachtsbaums findet ihren Ursprung vermutlich in heidnischen Kulturen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Baum als christliche Tradition und eigens angelegte Tannen- und Fichtenplantagen sollten die Nachfrage decken.

Heute haben wir verschiedene Weihnachtsbäume zur Auswahl. Es gibt den klassischen gefällten Baum, den Baum im Topf, den Baum zur Miete und aus Plastik. Und wir können zwischen unterschiedlichen Baumarten auswählen.

Doch welcher Weihnachtsbaum ist nachhaltig? 

Eine Tanne zu kaufen, die vorher zehn Jahre zum Wachsen brauchte, um drei bis vier Wochen in der Wohnung zu stehen und dann entsorgt zu werden, erscheint mir wenig nachhaltig. Und ein Baum aus Plastik, der wahrscheinlich klimaunfreundlich im fernen Osten produziert wird und kritischen Herstellungsprozessen unterliegt, auch nicht.

Fast 30 Millionen Weihnachtsbäume kauften die Deutschen im vergangenen Jahr. Der Favorit unter ihnen ist, mit einem Anteil von 80 Prozent, die Nordmanntanne.

Die beliebtesten Weihnachtsbaumarten

Fast 30 Millionen Weihnachtsbäume kauften die Deutschen im vergangenen Jahr. Der Favorit unter ihnen ist, mit einem Anteil von 80 Prozent, die Nordmanntanne. Ursprünglich stammt sie aus dem Kaukasus und ist bekannt für ihren gleichmäßigen Wuchs und ihre weichen, dunkelgrünen Nadeln, die sie lange bei sich behält.

Der zweitbeliebteste Baum ist, mit einem Anteil von 18 Prozent, die Blaufichte. Sie zeichnet sich durch ihren intensiven Duft und ihre stechenden, blau schimmernden Nadeln aus, die nach zwei bis drei Wochen abfallen. Da sie im Gegensatz zur Nordmanntanne statt zehn bis zwölf Zentimeter pro Jahr, 60 bis 80 Zentimeter wächst, braucht sie nur zwei Jahre, bis sie als Weihnachtsbaum dienen kann. Auch sie kommt ursprünglich nicht von hier, sondern aus den Rocky Mountains.

Die Fichte, auch Rottanne genannt, ist mit 7 Prozent nicht so angesagt wie Nordmanntanne und Blaufichte. Jedoch ist sie mit einem Waldflächenanteil von über 28 Prozent die verbreitetste Baumart in Deutschland. Die bei der Waldpflege gefällten Bäume werden teilweise Weihnachtsbäume.

Regionale Weihnachtsbäume

Immerhin 90 Prozent aller Weihnachtsbäume kommen aus Deutschland. Nur zehn Prozent importieren wir aus Dänemark, Österreich, Ungarn, Polen und Tschechien.

Die meisten Bäume aus der Region wachsen aber überwiegend auf angelegten Plantagen, die in der Regel Pestizide und Mineraldünger verwenden. Der BUND hat in einem Test bei 13 von 17 Bäumen neun verschiedene Pestizide gefunden, von denen fünf zu den gefährlichsten zählen, die in der EU eingesetzt werden. Das schadet den Böden, Gewässern und Ökosystemen. Unsere Gesundheit belastet ein chemisch behandelter Baum eventuell auch, wenn er in unserem Wohnzimmer steht. Bäume aus dem Ausland haben aufgrund ihrer Transportwege eine schlechtere Ökobilanz. 

Der NABU empfiehlt daher, auf heimische Arten wie Fichte und Kiefer aus regionalen Forstbetrieben zurückzugreifen. Diese wachsen innerhalb des Waldes auf sogenannten Sonderflächen unter Strom- oder auf Leitungstrassen. Viele Förster oder auch BUND-Gruppen bieten die Möglichkeit, sich seinen Baum selbst im Wald unter Anleitung zu schlagen. Allerdings könnte dies bei der großen Summe an benötigten Bäumen schwierig werden.

Natürliche Weihnachtsbäume aus der Region seien aber prinzipiell klimaneutral, laut dem Verband natürlicher Weihnachtsbaum. Während des Wachstums nehmen die Bäume die gleiche Menge an CO2 auf, die sie nach ihrer Abholzung wieder abgeben.

Öko-Weihnachtsbäume

Wenn du einen Mehrwegbaum möchtest, kannst du auch einen Weihnachtsbaum im Topf nehmen. Dieser braucht intensive Pflege und damit er das Weihnachtsfest überlebt, gilt es einiges zu beachten. Empfehlenswert ist ein Baum aus einer Baumschule statt eines billigen Exemplares aus dem Bau- oder Supermarkt. Informiere dich beim Anbieter über die Produktionsbedingungen und bevorzuge auch hier den ökologischen Anbau.

Wähle einen Baum, der im Topf gewachsen ist und bereits mehrmals umgetopft wurde. Erkennbar ist das an einem stark verwachsenen, mit Moos bedeckten Erdballen. Das Wurzelwerk kann sich dadurch immer neu bilden und der Baum wird auf ein dauerhaftes Leben als Kübelpflanze oder im Freien vorbereitet. Bäume, die erst zum Verkauf ausgestochen werden, sind aufgrund des Verlustes vieler Wurzeln zur mehrmaligen Verwendung ungeeignet. Leider ist das bei den meist verkauften Bäumen im Topf der Fall. 

Auch der abrupte Wechsel zwischen winterlicher Außentemperatur und warmer Wohnung ist eine enorme Belastung für einen Nadelbaum. Vielleicht hast du einen Wintergarten oder Keller, mit dem du den Wechsel vorsichtig gestalten kannst.

Der Plastikbaum

Plastikbäume bestehen aus Polyvinylchlorid, kurz PVC, das erst nach Jahrhunderten abgebaut wird und schwer zu recyceln ist. Die Grundlage bilden fossile Brennstoffe wie Erdöl, Gas oder Kohle, die für eine negative Umwelt- und Klimabilanz sorgen.

Der Plastikbaum aus China schneidet hinsichtlich seiner CO2-Bilanz mit 29,2 Kilogramm erheblich schlechter ab als ein Baum aus der Waldplantage mit 700 Gramm. Nach einer Nutzung von mindestens fünf Jahren wird sein CO2-Fußabdruck jedoch deutlich geringer und ist vergleichbar mit dem einer Plantagentanne, stellt Niels Jungbluth von der Umwelt-Beratungsfirma ESU-Services fest.

Das kanadische Ellipsos Institut für nachhaltige Entwicklung empfiehlt, basierend auf einer Studie, einen Plastikbaum mindestens 20 Jahre einzusetzen. Dann belaste er die Umwelt nicht mehr als eine Miettanne, ein Öko-Baum oder eine importierte Plantagentanne.

Falls du dich nun für die langjährige Verwendung einer Plastiktanne entscheidest, schau dir doch mal das Projekt von Hayle Burke an. Sie arbeitet an der Entwicklung eines künstlichen Weihnachtsbaums aus hochwertigen, recycelten Materialien.

Fazit

Die Entscheidung, welcher Weihnachtsbaum gekauft wird, ist, wie so oft, Geschmackssache. Für manche kommt aus traditionellen Gründen nur ein echter Tannenbaum in Frage. Der intensive Nadelduft gehört einfach dazu. Dann wäre ein regionaler, zertifizierter Bio-Baum die nachhaltigste Lösung. 

Andere haben keine Lust, sich jedes Jahr um die Weihnachtsbaumbeschaffung zu kümmern und sind mit einem Plastikbaum zufriedener. Hier wäre die Ausführung eines qualitativ hochwertigen Produkts aus Europa vorzuziehen, das viele Jahr verwendet wird.

Wenn weder das eine noch das andere in Frage kommt, bastle dir doch einen eigenen Baum, beispielsweise aus Wellpaper oder aus Bambus-/Holzstäben.